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cubes and stripes

Bongchull Shin macht Kunst physisch erfahrbar und bringt mit seinen Kunstwerken die Natur und die Effekte der Physik in Ausstellungsräume. Glas, bunte Farben sowie natürliches oder künstliches Licht mit seinen Schatten und Reflektionen sind wichtige Elemente seiner Arbeiten. Shins Cubes- und Stripes-Arbeiten werden – wie der Titel der Serie bereits verrät – zum einen von der geometrischen Form der Kuben, zum anderen von schlanken, länglichen Glasstreifen dominiert. In ihnen manifestiert sich die Konzentration des Künstlers auf das Zusammenspiel von Licht, Farben und Formen.

Das Werk B6614 erstreckt sich über eine Fläche von 150x300cm. Scheinbar unzählige, einheitlich blau schimmernde Kuben bevölkern diese Fläche in regelmäßigen Abständen. Das Werk Alpenweg wird dagegen dominiert von den unterschiedlichen Farben der ebenso unterschiedlich großen Glasquader. Auf einer Fläche von 130x130cm leuchten die Formen in Blau, Gelb, Pink, Rot und Grün. Dabei lässt sich weder ein sich wiederholendes Farbmuster noch eine konkrete Anordnung der Kuben erkennen. Durch den kontrollierten oder unkontrollierten Lichteinfall werfen beide Werke farbintensive Muster an die Wand, den Boden und die nähere Umgebung. Zur Präsentation seiner Installationen in geschlossenen Ausstellungsräumen ohne natürlichen Lichteinfall nutzt der Künstler mehrere unterschiedlich positionierte Lichtquellen, um die natürliche Bewegung der Sonne zu imitieren. Wie ein bunt gewebter Teppich erscheinen die Reflexionen und wandeln sich je nach Richtung des Lichteinfalls und der Position des Betrachters. Spontan mag dies an das Werk Your solar nebula des dänisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson erinnern. Dieses setzt sich aus 328 unterschiedlich großen Glasblasen zusammen, die sich wie Wasserperlen an die Wand krallen. Im Unterschied zu diesem bekannten Werk, welches erst durch die Spiegelung seiner Umgebung farbliche Gestalt annimmt, steuert Bongchull Shin die Farben seiner Glasarbeiten durch hauchdünne Farbschichten in den Zwischenräumen der zum Kubus oder Streifen zusammengefügten Glasscheiben. So können die Glasblöcke je nach Blickwinkel nicht nur farbig, sondern auch ganz oder nur teilweise transparent erscheinen. Die Überlagerung der verschiedenfarbigen Schatten und Projektionen lässt gleichzeitig neue Mischtöne entstehen. So ist den Serien Cubes und der formal ebenso aufgebauten Stripes die Bewegung der Rezipierenden inhärent – die Werke manifestieren sich erst durch diese.

In der Konzentration des Künstlers auf das Medium des Lichts und den mit diesem erzeugten bunten Reflektionen offenbart sich seine Nähe zum malerischen Impressionismus der frühen Moderne. Bongchull Shin präferiert eine Präsentation seiner Werke mithilfe von Sonnen- und Tageslicht. So vollzieht sich die ideale Entfaltung seiner Werke vor allem im Dialog mit Architektur im öffentlichen (Stadt-) Raum.

– Mira Nass –